והארץ לא תמכר לצמתת כי לי הארץ (ויקרא כה, כג)
Und das Land sollst du nicht für immer verkaufen; denn mein ist das Land (Levitikus 25,23). Übersetzt von Martin Buber.

Am 8. Februar jährte sich zum 145. Mal der Geburtstag des grossen jüdischen Denkers Martin Buber. In einem kurzen Text zu seinen Ehren widmen wir uns heute seinem Exlibris, das noch immer in der Vitrine unserer Bibliothek zu finden ist.1. Es ist ein Werk des berühmten jüdischen Künstlers Ephraim Moses Lilien (1874-1925), den Buber sehr bewunderte und über den er auch schrieb.

Das Ex-Libris wurde Anfang des 20. Jahrhunderts angefertigt und zeigt eine Miniatur der Stadt Jerusalem, die von einer Mauer in Form eines Davidsterns umgeben ist. Bubers Name steht in Deutsch und Hebräisch (auf Hebräisch: Mordechai ha-Levi Buber), und darüber ein Zitat aus Levitikus 25,23, das Buber selbst ins Deutsche übersetzt hat: “Mein ist das Land” (כי לי הארץ). 2

Dieses Zitat ist sehr ungewöhnlich in der Welt der Ex-Libris, die sich normalerweise auf Worte über die Liebe zu Büchern oder den Besitz von Büchern beschränken (“Dieses Buch gehört mir” ist ein sehr häufiger Ausdruck). Man könnte dieses Zitat auf Bubers zionistische Bestrebungen zurückführen, es könnte aber auch einen anderen Grund geben, der mit seiner talmudischen Erziehung zusammenhängt. In vielen alten Gebetbüchern unserer Bibliothek finden wir auf dem Innerseite des Vorderdeckels die Inschrift לה’ הארץ ומלואה “Gott gehört die Erde und was sie erfüllt”(Psalmen 24,1) und danach den Namen des Buchbesitzers. Da es in früheren Zeiten nicht erlaubt war, Eigentumsrechte an heiligen Büchern geltend zu machen, diente dies als Ausweg.

לה’ הארץ ומלואה וזה אשר חנן לי להשאיל לאחרים. הצעיר יקותיאל זלמן פוזנן.
Das Zitat “Mein ist das Land” funktioniert hier auch als Hinweis darauf, dass Gott die Erde und alles, was darin ist, gehört und dass die Menschen nur Gäste oder Durchreisende sind, die niemals als Eigentümer von irgendetwas betrachtet werden sollten. Wie Buber selbst in seinem Buch Der heilige Weg; ein Wort an die Juden und an die Völker schreibt:
“Und das Land sollst du nicht für immer verkaufen; denn mein ist das Land; denn Fremdlinge und Gäste seid ihr bei mir” Dieser einem Griechen unfaßbare Gedanke Gottes als des einzigen Eigentümers alles Bodens ist der Grundstein der jüdischen sozialen Konzeption; ihr entspricht in der politischen Sphäre die Idee der Gottesherrschaft, der Gedanke Gottes als des alleinigen Herrschers des Gemeinwesend.

Die Gleichsetzung des Buches mit dem Heiligen Land, wie sie in Bubers Ex-Libris sowohl in der Darstellung Jerusalems als auch im Zitat aus dem Buch Levitikus zum Ausdruck kommt, ist für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich (man erinnere sich vielleicht an Heines Vorstellung vom jüdischen Buch als tragbarem/ “portativem Vaterland”). Vermutlich spielte das Exlibris für Buber sowohl die übliche Rolle des Besitzanspruchs als auch die des Glaubens und der Anerkennung Gottes als den wahren Eigentümer von allem.
Oded Fluss. Zürich, 9.2.2023